top of page

Feedback-Runden am Schluss sind ätzend und nervig - auch wenn sie positiv sind!


Als Dozentin und auch als Seminarteilnehmerin erlebe ich ausführliche Feedback-Runden nach einem Seminartag als äußerst nervig und ätzend, auch wenn sie inhaltlich positiv ausfallen.

Wem nützt es?

Wem nützt es, wenn spätestens nach der vierten Rückmeldung solche Äußerungen wie "Da kann ich mich eigentlich nur noch anschließen!" oder "Jetzt ist ja schon fast alles gesagt worden!" fallen.


Wem nützt es, wenn ich als Dozentin die sehr deutliche Einschätzung habe, dass meine Inhalte und meine Methoden größtenteils gut gewählt waren, weil ich merke, dass alle im Seminar aufmerksam und interessiert dabei waren.


Wem nützt es, wenn ich nach einem reichhaltigen Seminar noch eine langatmige Abfrage starte, obwohl alle mit einem guten Gefühl den Seminartag beschließen und noch munter und dynamisch den Feierabend genießen könnten?


Bauch, Beine, Po!

Das erinnert mich immer wieder an Bauch, Beine, Po! Als ich vor vielen Jahren einmal pro Woche zum Sport ging, habe ich etwas Ähnliches erlebt: Nach vielen schwungvollen, aber auch herausfordernden Bewegungen zu flotter Musik folgte am Ende ein Cool-Down und dann hätte die Sporteinheit meiner Meinung nach prima beendet werden können.


Wir wären alle froh und gut gelaunt mit dem tollen Gefühl, etwas für die Gesundheit (und für Bauch, Beine, Po) getan zu haben, nach Hause gegangen - belebt und vital.



Aber nein! Nach dem Dehnen und Cool-Down kam noch die Entspannungsphase.


Wir mussten uns also auf unsere Iso-Matten legen und verschwitzt wie wir waren, einer sanften Stimme von einer Entspannungs-CD hingeben. Ich habe dabei immer angefangen zu frieren und die ganze Energie, die ich vorher noch gespürt hatte war verschwunden, verpufft.


Möglicherweise ging es anderen im Kurs ähnlich, möglicherweise empfanden einige diesen Abschluss als angenehm und wohltuend.


Mut und Selbstfürsorge!

Sicher ist, dass ich mich damals nicht getraut habe, mein Unwohlsein anzusprechen. Ein paar Mal bin ich mit dem fadenscheinigen Argument, ich hätte noch einen Termin und müsse deshalb etwas eher gehen, vor der Entspannungszeit verschwunden.


Vermutlich (hoffentlich!) würde ich heute in solch einer Situation das Gespräch mit der Dozentin suchen und ihr erklären, dass es für mich angenehmer wäre, wenn ich nach dem Cool-Down ginge. Es würde niemandem schaden und mir gut tun.


Einfach verweigern?

Und so ist es hochwahrscheinlich auch in den Seminaren: Die Teilnehmer*innen lassen sich auf die letzte Feedbackrunde ein, denn wer würde sich da verweigern?

Der Dozent*in die Anerkennung oder die ernstgemeinte Rückmeldung einfach verwehren? Sich einfach verkrümeln und aus der Gruppe entfernen?


Rückmeldungen und Reflexionen im Seminar sind wichtig, ja!

Aber prinzipiell immer eine oft ja auch zähe und lange dauernde Feedbackrunde durchzuführen halte ich für überflüssig und störend. Manches Mal auch ätzend und nervig!


Zwischenbilanzen gerne!

In meinen Seminaren lasse ich häufig als Zwischenbilanz nach einer Lerneinheit eine Reflexionsfrage beantworten, um die Lernfortschritte oder Erfahrungszuwächse zu verbalisieren. Fragen wie: "Was war für dich gerade die wichtigste Ereknntnis?" oder

"Was möchtest du konkret umsetzen?" oder "Wenn du eine Schlagzeile formulieren müsstest, welche wäre das?"


Das ist aus lerntheoretischer Sicht wirksam und hilft, die Wissens- und Erfahrungsinhalte zu verankern.


Unsicherheiten bei einer Methode

Wenn ich mir bei einer Methode unsicher bin, weil ich sie vielleicht zum ersten Mal ausprobiere oder weil mir durch die Reaktionen der Teilnehmer*innen nicht klar ist, ob sie geeignet und passend war, bitte ich um eine Rückmeldung:


"Was war für euch hilfreich, was war eher schwierig?" So sind die Teilnehmer*innen bei der Gestaltung involviert und ich erhalte sehr wertvolle Hinweise über eine Methode.


"Blitzrunde" zur Einschätzung

Merke ich während eines Seminars, dass die Stimmung irgendwie komisch ist oder sich weniger aktiv beteiligen oder ich einfach nicht einschätzen kann, was da los ist, wende ich die Methode "Blitzrunde" an:

Jede*r äußert sich bitte dazu, was für Gedanken und Gefühle gerade da sind. Niemand geht auf das vorher Gesagte ein.


Alle kommen dran, also schön der Reihe nach. Und wer nichts sagen möchte, der sagt genau dies "Ich möchte nichts dazu sagen."


So bekomme ich eine Einschätzung, was den Kurs und jeden Einzelnen gerade beschäftigt.

Und das kann sehr unterschiedlich sein!


Die einen sind müde vom letzten Abend und entschuldigen sich sogar noch, dass das so zu merken ist. Andere haben Schwierigkeiten mit der Fülle des Stoffes. Eine Teilnehmerin ist besorgt, weil ihr Pferd am Nachmittag operiert wird, ein anderer hat im Studium alles schon einmal gehört und langweilt sich.


Ganz ohne Abschluss?

Ein schöner Abschluss gehört natürlich zu einem gelungenen Seminartag dazu, klar!


Es reicht aber auch, wenn jede*r sich mit einem einzigen Wort verabschiedet. "Wie gehst du nach Hause? Welches Wort fällt dir dazu ein?"

Das ist meistens sogar witzig und die Stimmung bleibt im positiven Bereich!


Schriftliche Evaluation

Bildungsträger/Auftraggeber legen oft Wert auf eine schriftliche Evaluation - das ist dann unumgänglich. Diese lasse ich aber immer am Ende aber noch während der Seminarzeit ausfüllen, um zu verhindern, dass die Teilnehmenden nach dem Abschluss noch 10 Minuten dranhängen müssen.


Das gefällt mir!

Wenn ich mich am Ende eines Seminartages bei den Teilnehmenden bedanke und das Ende ankündige, sage ich auch gerne: "Ich habe den Eindruck, ihr habt einiges mitnehmen können und es geht euch gut. Und deshalb verzichte ich auf eine Feedback-Runde und wünsche euch noch einen schönen Abend und alles Gute!"

Dann sehe ich lachende und fröhliche Gesichter, Erleichterung und ein bisschen Erstaunen ist auch dabei und in richtig guter Laune verabschieden wir uns.

Das gefällt mir!


 

Wie denkst du darüber? Welche Erfahrungen hast du mit Feedback-Runden gemacht? Ich bin sehr gespannt auf deine Gedanken. Schreib mir gerne! Oder verfasse einen Kommentar.

Wenn du als Dozent*in tätig bist und sicherer, entspannter und selbstbewusster unterrichten möchtest:


Am 14.06.2024 startet mein Online-Seminar "Leichter lehren - mit gezielter Faulheit zu besseren Ergebnissen!"

Ich freue mich auf dich!

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
bottom of page