top of page

Was ist Didaktik? Und was hat gezielte Faulheit damit zu tun?

Aktualisiert: 6. Feb.


Didaktik: alte und neue Konzepte!


Kein schöner Klang, sehr unterschiedliche Definitionen und immer ein bisschen Ehrfurcht vor diesem Wort und seinem Inhalt: Didaktik!


In diesem Blog-Beitrag erfährst du, was gezielte Faulheit mit dem leichteren Vorbereiten und Lehren zu tun,

was die didaktische Reduktion

und die Ermöglichungs-Didaktik ist.


INHALT
1. Didaktik: ein Definitionsversuch
2. Welche didaktischen Kompetenzen sind notwendig?
3. Das Konzept der didaktischen Reduktion: Weniger ist mehr!
4. Achtung! Vollständigkeitsfalle!
6. Lernziele formulieren
Mein Seminar-Angebot für dich: Leichter lehren!

1. Didaktik: ein Definitionsversuch


Zur Beschreibung der Bedeutung von Didaktik dient eine gute Didaktik-Taktik – nutze einfach alle Fragewörter zum Thema Lehren. Die Didaktik kümmert sich um die Beantwortung der folgenden Fragen:


WOZU?

Wozu sollen die Lernenden befähigt werden? Wozu sollen die neu erworbenen Kompetenzen dienen?


WAS?

Was sind die Inhalte? Was will ich vermitteln? Welche Themen stehen im Mittelpunkt?


VON WEM?

Von wem sollen die Lernenden lernen? Wer oder was lehrt? Lehrt eine Person (Dozent*in), wird der Inhalt über Texte (Autor*innen) gelernt, lernen die Teilnehmenden voneinander?


WANN?

Wann soll gelernt werden? Wie organisiere ich die Lerneinheit zeitlich? In welcher Reihenfolge erscheinen mir die Themen und Methoden passend?


MIT WEM?

Mit wem wird gelernt? In welcher Sozialform soll der Unterricht gestaltet werden? Einzelarbeit, Partnerarbeit, Gruppenarbeit oder im Plenum?


WO?

Wo wird gelernt? Wie sind die Räumlichkeiten beschaffen? Wie sieht die Bestuhlung aus: Stuhlkreis, Tische in Reihen, Tische in U-Form, keine Tische? Wie ist die Umgebung? Können Fenster geöffnet werden? Tageslicht oder künstliches Licht?


WIE?

Wie soll gelernt werden? Welche Methoden setze ich ein? Möchte ich die Lernenden aktivieren und ins Tun bringen? Oder eher reflektieren lassen? Wähle ich eine referierende Methode, um strukturiert Inhalte zu vermitteln?


WOMIT?

Womit sollen die Inhalte weitergegeben werden? Für welche Medien entscheide ich mich? Welche Materialien benötige ich für einen guten Wissentransfer?


WER?

Wer sind die Lernenden? Welche Vorraussetzungen bringen sie mit? Wie verschieden sind die jeweiligen Kompetenzstufen und Erfahrungen? Sind die Lernenden freiwillig da oder sind sie geschickt worden?


 

2. Welche didaktischen Kompetenzen sind notwendig?

Was macht einen guten Didaktiker aus? Welche Fähigkeiten brauchst du, um die Lernenden erfolgreich zu unterstützen? Schauen wir uns die 5 didaktischen Kompetenzen an:

Didaktische Kompetenzen als Grafik
Grafik aus meiner Powerpoint zum Seminar: "Leichter lehren!"

 

1. Sachkompetenz:

Ich muss wissen, wovon ich rede. Ich muss wissen, woher ich fehlende Informationen bekomme und wie ich diese Informationen einordne. Das heißt nicht, dass ich über alle Einzelheiten Bescheid wissen muss. Lücken dürfen sein und sind unvermeidbar!

Was bedeutet das Inselsymbol? Ich stehe mit meiner Expertise auf der „Wissensinsel“.

Davon gebe ich einen winzigen Teil an die Lernenden ab.

Mache ich mir das immer wieder klar, schütze ich die Lernenden vor einem Wissens-Overload! Und mich vor nicht enden wollenden Vorbereitungen!


2. Methodische Kompetenz:

Mit welchen Mitteln gestalte ich die Lernsituation? Wann setze ich aktivierende, reflektierende oder referierende Methoden ein? Es ist unerlässlich und macht auch Spaß, sein Methodenrepertoire stetig zu erweitern.

Im Internet findest du viele Links zu hervorragenden Methodensammlungen!


3. Führungskompetenz:

Wer lehrt, hat eine Führungsrolle und ist für den Lernprozess verantwortlich. Gute Lernbedingungen schaffen und die Lernfortschritte im Blick zu behalten gehören dazu. Freundlich und klar den Unterricht zu strukturieren ebenso.

Sei der Dirigent, der die Partituren gemeinsam mit dem Orchester zum Wohlklang bringen wird. Immer im Kontakt mit den Musikern und immer mit Überblick und Vorausschau.


4. Sozial-kommunikative Kompetenz:

Wer die Kunst der ermutigenden Kommunikation beherrscht und dafür sorgt, dass sich die Lernenden zugehörig fühlen, kann sich glücklich schätzen.

Gerade bei Konflikten und Unzufriedenheiten in der Lerngruppe sind diese Kompetenzen gefragt. Habe „Mut zur Sprache“ (mein Claim) und sei kein Frosch (mein Logo), sondern rede beherzt über die Dinge, die ausgesprochen werden müssen, damit sie den Lernprozess nicht weiter belasten.


5. Reflexionskompetenz:

Sich selber in Frage stellen, aber auch die Erfolge und gelungenen Anteile zu würdigen – das sind wichtige Fähigkeiten, um in der Lehre mit Freude und Erfüllung tätig zu sein. Auch wenn eine kritische Rückmeldung im ersten Moment so gar nicht deiner Wahrnehmung entspricht: Meistens ist doch ein klitzekleiner Hauch von Wahrheit darin. Schau genau hin, sei aufrichtig zu dir und nutze diese Erkenntnis für die Verbesserung deines Konzepts.


 

3. Das Konzept der didaktischen Reduktion: Weniger ist mehr!

Wenn umfangreiche Lerninhalte und komplizierte Zusammenhänge erfolgreich vermittelt werden sollen, greift die „Didaktische Reduktion“. Denn die Lernenden sollen motiviert und aufmerksam bleiben. Sie sollen den Stoff aufnehmen und sich an die wesentlichen Punkte erinnern.

Verlieren die Lernenden den Überblick aufgrund der Fülle und Komplexität sind sie kognitiv überlastet und fühlen sich inkompetent – keine guten Voraussetzungen zum Lernen!


Wikipedia: „Bei der didaktischen Reduktion geht es nicht um Simplifizierung, Trivialisierung oder Ausdünnung des Stoffes, sondern um eine qualitative bzw. quantitative Anpassung des Lernstoffes an die Lerngruppe. Eine Reduktion findet immer mit Blick auf Ziel, Zeitbudget und Zielgruppe (3Z-Formel) statt.“


Wie kann der Lernstoff reduziert werden? Didaktische Reduktion grafisch dargestellt.
Grafik aus meiner Powerpoint zum Seminar "Leichter lehren!"

Oft gibt es zu viele und zu hoch angesetzte Ziele, der Lernstoff passt auch beim besten Willen nicht in die vorgegebene Zeit und viele Inhalte sind für die jeweilige Zielgruppe nicht relevant.


4. Achtung! Vollständigkeitsfalle!

Aber Lehrende wollen gerne den gesamten Lehrinhalt vermitteln – ja den gesamten! Das kennst du, oder? Vielleicht, um die Sachkompetenz herauszustellen und aus einem großen Verantwortungsgefühl?

Lehner (Martin Lehner: Viel Stoff - wenig Zeit. 1. Auflage. Bern 2006) hat sehr treffend dieses Phänomen als „Vollständigkeitsfalle“ beschrieben.


Also raus aus der Vollständigkeitsfalle und hinein in die didaktische Reduktion!


Yvo Wüest (Dozent, Autor, Podcaster „education minds“) sprach in einem Podcast-Interview davon, wie in der Erwachsenenbildung die didaktische Reduktion gelingen kann.


Dazu gibt er folgende Tipps:

·         Komm auf den Punkt!

·         Fokussiere dich auf das Wesentliche!

·         Lass zunächst einige Inhalte weg und biete sie evtl. später in anderer Form an.

·         An was sollen die Lernenden sich in einem Jahr noch erinnern?

·         Wenn du die Inhalte in 5 Minuten vermitteln müsstest – welche wären es?

·         Beachte die wertvolle „Learning Community“: Wer braucht was? Wer steht wo? Wer könnte wen unterstützen?


 (Interview „education minds“ Yvo Wüest im Gespräch Eva Peters (https://open.spotify.com/show/2ruXCnmxoyy2QrCqb3wQS0?si=66bdbfe28c814153)  siehe auch: https://education-minds.com)

Grafik zur didaktischen Reduktion aus meiner Powerpoint zum Seminar "Leichter lehren!"
Grafik aus meiner Powerpoint zum Seminar "Leichter lehren!"


Entlaste dich also, streiche und fokussiere – so entlastest du auch die Lernenden und sorgst für wirkliches Lernen!

Nutze die gezielte Faulheit mit einem guten Gewissen, denn weniger ist mehr!



5.  Ermöglichungs-Didaktik: Begleiten statt belehren!


(Arnold & Siebert: Konstruktivistische Erwachsenenbildung, Schneider Verlag Hohengehren (1995))


Diese Aussage bietet u.a. die Grundlage für den sich entwickelnden Ansatz der Ermöglichungsdidaktik.


Demnach kannst du als Lehrende das Lernen und die Lernerfolge nicht erzeugen, sondern du kannst geeignete Lernbedingungen schaffen.


„Lernenden soll das Lernen somit auf eigenständige und selbstgesteuerte Art und Weise ermöglicht werden.“ (Arnold & Schön, Ermöglichungsdidaktik, hep-Verlag (2019)) 


Vermeide also Situationen, die zu Ängsten, Blockaden und Entmutigung führen.


Schaffe Lernformen und setze Methoden ein, die ein eigenständiges, emotionales und Biographie orientiertes Lernen berücksichtigen.


Nutze mehr persönliche Erfahrungen, mehr Austausch und das Peer-Lernen, spreche möglichst viele Sinne an und beziehe die Lernenden durchaus in die Planung und Auswertung mit ein.


Lernen als gemeinsam gestalteter, erfreulicher Prozess – welche Entlastung, welche Bereicherung!

 

 

6. Lernziele formulieren: Nichts leichter und notwendiger als das!

Wir definieren Lernziele, um später erkennen zu können, ob unser Unterricht Effekte hatte. Und zwar die, die wir beabsichtigt hatten! Drei verschiedene Lernziele betrachten wir:


Grafik aus meiner Powerpoint zum Seminar "Leichter lehren!"

 

Bei der Formulierung von Lernzielen in der Erwachsenenbildung verwenden wir am klügsten Verben aus den drei Lernziel-Bereichen. Denn in den Verben erkennen wir Aktivitäten bzw. Haltungen oder Verhalten. Was soll bei den Lernenden nach meinem Unterricht anders sein.


Welche Veränderung soll stattgefunden haben?

Grafik aus meiner Powerpoint zum Seminar "Leichter lehren!"

An dieser Stelle möchte ich auf folgenden Aspekt ausdrücklich hinweisen: Gerade die affektiven Lernziele werden oft unspektakulär und „leise“ erreicht.


Sie beschreiben eine Änderung im Mindset. Genau diese mentale Veränderung ist die notwendige Basis dafür, dass die Lernenden Wissen aufnehmen wollen und können und dass sie ihr Verhalten spürbar ändern.


Wenn du nach einer Unterrichtseinheit hörst: „Ach, das war mir gar nicht so klar!“, dann ist da gerade ein entscheidender Lernprozess in Gang gesetzt worden.


Ich wünsche dir, dass du dich mit dem Wissen um die gezielte Faulheit öfter entlasten und entspannen kannst.


Schreib mir gerne, was du darüber denkst. Bist du anderer Ansicht? Hast du ähnliches erlebt oder ganz andere Erfahrungen gemacht?


 

Quellen/Literatur/Links


[1] Mein Claim als Freiberuflerin – der Frosch als Logo

[2] Grafik aus meiner Powerpoint-Präsentation zum Seminar „Leichter lehren“

[3] Martin Lehner: Viel Stoff - wenig Zeit. 1. Auflage. Bern 2006

[4] Interview „education minds“ Yvo Wüest im Gespräch Eva Peters (https://open.spotify.com/show/2ruXCnmxoyy2QrCqb3wQS0?si=66bdbfe28c814153)

[5] Grafik aus meiner Powerpoint-Präsentation „Leichter lehren“

[6] Arnold & Siebert: Konstruktivistische Erwachsenenbildung, Schneider Verlag Hohengehren (1995)

[7] Arnold & Schön, Ermöglichungsdidaktik, hep-Verlag (2019)

[8] Grafik aus meiner Powerpoint-Präsentation zum Seminar „Leichter lehren“

[9] Grafik aus meiner Powerpoint-Präsentation zum Seminar „Leichter lehren“



Mein Seminar-Angebot für dich: "Leichter lehren in Gesundheitsberufen!"


Du bist als Dozent*in tätig?

Du wünschst dir entspanntere und leichtere Vorbereitungen und Seminare?

Du willst sicherer werden bei Präsentationen, Kursen, Seminaren?


Meine Empfehlung:


Das Seminar im Online-Format findet am 25.06.2024 von 9.00 bis 15.00 Uhr statt! Deine Investition: 159,- €! Sei dabei!



Schreib mir eine E-Mail, wenn du für dein Team oder deine Kolleg*innen den Wunsch hast, ein solches Seminar als Inhouse-Fortbildung anzubieten.


Oder du buchst ein Leichter-lehren-Einzelcoaching bei mir - mit deinen ausgesuchten Themen und individuellen Fragestellungen. Ich freue mich auf dich! Wir finden Lösungen!


Schreib mir gerne hier: mail@mutzursprache.com


Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
bottom of page