Die Individualpsychologie und der Kreislauf der Ermutigung
Alfred Adler (1870 – 1937), der Gründer der Individualpsychologie, erkannte früh, wie wichtig Ermutigung für die persönliche Weiterentwicklung ist. Es ist eine Haltung, die jeder trainieren und nutzen kann, um sich selbst zu stärken und andere zu unterstützen.
Das Prinzip der Ermutigung ist also ein altbewährtes Konzept aus der Individualpsychologie. Es geht darum, die Herausforderungen des Lebens zu meistern und dabei das Selbstwertgefühl stabil zu halten.
Ob im Privatleben, in der Beratung, in der Erziehung und Bildung oder in der Führungsverantwortung – dieses Konzept hat sich bewährt.
Ermutigung ähnelt den modernen Begriffen wie Ressourcenorientierung, Empowerment und Resilienz. Somit ist Alfred Adlers Konzept aktueller denn je!
In meinem Blog-Beitrag "Warum Ermutigung wichtig ist!" findest du viele bedeutsame Gründe für eine ermutigende Haltung.
Ermutigung ist eine starke Kraft! Sie kann dein Selbstvertrauen stärken und dich die Gemeinschaft erleben lassen! Der Kreislauf der Ermutigung
Die Phasen im Ermutigungskreislauf
Ermutigung tut gut!
Wir Menschen brauchen Ermutigung wie die Blumen das Wasser.
Es ist wunderbar, wenn wir durch ein Lächeln oder ein gutes Wort, durch Wertschätzung und Aufmerksamkeit durch andere ermutigt werden.
Wir selber können uns aber auch ermutigen, zum Beispiel durch positive Selbstgespräche und einen liebevollen Umgang mit uns selbst.
Fühle ich mich ermutigt, richte ich mich innerlich auf und habe mehr Selbstvertrauen. Ich spüre dann die innere Überzeugung: "Ich bin ich und ich bin gut genug. Ich bin ein Mensch, der Fehler macht und unvollkommen ist.
Aber ich bin trotzdem wertvoll, kenne meine Stärken, lerne aus meinen Fehlern und darf mich weiterentwickeln."
2. Das Zugehörigkeitsgefühl wird gestärkt.
Wenn ich mich ermutigt fühle und mich selbst annehme, so wie ich bin, begegne ich anderen Menschen offener und wohlwollender.
Ich schätze ihre Gegenwart und ihre Stärken und freue mich daran.
Ich sehe auch deren Einseitigkeiten und "Dämlichkeiten", aber ich kann großzügiger damit umgehen. Ich bin ok, du bist ok! Mit all unseren Macken.
Im Zusammensein mit anderen fühle ich mich willkommen und verbunden.
Wenn ich mich überfordert oder überlastet fühle, kann ich um Hilfe bitten.
3. Das Selbstvertrauen und die Zuversicht wachsen.
Mit der Sicherheit durch den Kontakt zu anderen und dem stärkenden Gefühl "Ich bin nicht alleine!" traue ich mir etwas zu!
Ich wage mich auch an solche Herausforderungen heran, vor denen ich Respekt oder sogar etwas Angst habe.
Die zuversichtliche Haltung schenkt mir Mut und Vertrauen in meine Kompetenzen.
4. Kreativität und Gestaltungsfreude entstehen
Eine gute Idee ergibt die nächste! Und bei Problemen fallen mir gute Lösungsmöglichkeiten ein.
Konzentriert und schöpferisch gestalte ich meine Projekte und Aufgaben.
Ich kann mich ausdauernd und begeistert einer Tätigkeit widmen.
In Konflikten oder schwierigen Interaktionen fallen mir hilfreiche Handlungsalternativen ein.
5. Wir tragen dazu bei, dass es uns und den anderen in der Gruppe gut geht.
Ermutigt und mit dem Gefühl der Zugehörigkeit sehe ich eher die Bedürfnisse der anderen und sorge dafür, dass es uns allen gut geht und jede*r so gut es geht zufrieden und froh sein kann.
Es macht Spaß, dafür zu sorgen, dass das Miteinander zufriedenstellender und kooperativer wird.
Ich bin aufmerksam dafür, was ich noch tun kann, um eine angenehme Atmosphäre zu schaffen.
Dieses Beitragen ist auch aus folgendem Grund so wichtig: Wir Menschen tragen einen sogenannten "Bedeutungshunger" in uns - wir wollen Bedeutung haben und wirksam sein.
6. Mehr Zufriedenheit und ein positives Selbstbild
Oftmals erleben wir durch unser zugewandtes und optimistische Verhalten Anerkennung und Wertschätzung.
Aber auch ohne Lob von außen bin ich zufriedener und stabilisiere mein positives Selbstbild - schaue mehr auf meine Ressourcen und Fortschritte als auf meine Unzulänglichkeiten.
Meine Schwächen akzeptiere ich, ohne mich minderwertig zu fühlen.
Und ich trainiere meinen Mut zur Unvollkommenheit, gebe aber stets mein Bestes.
7. Wissen und Kompetenzen entwickeln sich
Durch das Entwickeln von neuen Fertigkeiten bauen wir unser Selbstwertgefühl weiter aus.
Immer dann, wenn wir bemerken, dass wir etwas besser als vorher können, die Lernfortschritte also wahrnehmen, wird in unserem Gehirn ein Cocktail von Botenstoffen ausgeschüttet, welche uns glücklich machen.
8. Die Ermutigung wird verstärkt durch die vorangegangenen Erfahrungen.
Die positive soziale Orientierung hält an und führt dazu, dass wir uns immer besser in andere hineinversetzen können und auch uns selber besser verstehen.
Es ist ganz wunderbar, wenn wir uns oft und immer länger in diesem Ermutigungskreislauf befinden.
Mehr Kooperation und Gemeinschaftsgefühl wären möglich!
9. Das Gemeinschaftsgefühl steht im Vordergrund, die Kooperationsbereitschaft steigert sich
Im Mittelpunkt des Ermutigungskreislaufs steht das "Wir". Das heißt, dass wir immer wieder schauen, was wir für die Gruppe, für das Team, für die Familie beitragen können.
In Konflikten und bei Kritik können wir wesentlich souveräner reagieren und agieren, da uns bewusst ist, dass wir alle doch eigentlich das gleiche Ziel haben:
Verstehen und verstanden werden, etwas Sinnvolles tun und in Kontakt mit anderen bleiben.
"Durch Ermutigung bauen wir uns selbst und andere auf, und so ist Ermutigung die Grundlage für alle Erziehungs-, Wachstums- bzw. Lernprozesse und jede konstruktive Zusammenarbeit mit Erwachsenen und Kindern.
Ermutigung ist das Öl im Getriebe der Gesellschaft. Sie wirkt präventiv und unterstützt die selbstregulierenden Kräfte des Menschen. Sie ist überall einsetzbar, und sie ist erlernbar!"
Theo Schoenaker in "Mut tut gut - für eine bessere Lebensqualität und echte Lebensfreude", RDI-Verlag
In den nächsten Blog-Beiträgen werde ich auf den Entmutigungskreislauf eingehen und die ermutigenden Qualitäten vorstellen, die es uns ermöglichen, die Kunst der Ermutigung zu erlernen.
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