In 18 Tagen von Porto nach Santiago de Compostela, 230 Kilometer, 6 kg auf dem Rücken - so der Plan!
Am 30.04.2023 fliege ich mit meiner Freundin Eva nach Porto. Etwas außerhalb haben wir eine einfache Unterkunft gebucht und werden von dort aus am 1. Mai auf dem Küstenweg loswandern.
Wo die nächste Schlafmöglichkeit sein wird, entscheiden wir am nächsten Tag.
INHALT - Das erwartet dich hier:
1. Die Vorbereitungen
Die Spannung steigt!
Normalerweise packe ich meinen Koffer innerhalb von zwei Stunden am Abreisetag. Noch nie habe ich so lange gebraucht, meine Siebensachen zu packen.
Da ich Gewicht sparen möchte und mich deshalb wie alle Pilger auf das Nötigste, Leichteste, Kleinste beschränke, dauert das Packen des Rucksacks gefühlt sechs Wochen!
Noch nie habe ich Sandalen oder Jacken auf meine Küchenwaage gelegt.
Noch nie habe ich so leicht drei Kilo abgenommen, um es meinem linken Fuß (Hallux Valgus) ein wenig leichter zu machen. Wie gut das funktioniert hat!
Was aber auf jeden Fall mit muss: meine Malsachen im Kleinformat! Freue mich schon, kleine Skizzen zu zeichnen und mit ein wenig Farbe zu experimentieren.
Wie oft ich etwas posten werde, weiß ich noch nicht - ich schaue mal von Tag zu Tag.
2. Skizzensammlung
Hier habe ich meine Skizzen gesammelt: www.mutzursprache.com/post/skizzen-camino-portugues-2023
3. Von Köln nach Porto
Die Anreise von Köln nach Porto/Matosinhos am 30.04.2023
Gegen 13 Uhr holen mich Kai und Eva ab, um zusammen zum Flughafen zu fahren. Herrlichstes Wetter, auf nach Köln! Eine schnelle Verabschiedung und dann ein bisschen Suchen und schnell durch die Kontrolle.
Unsere Rücksäcke hatten wir als Frachtgut bei Ryanair angemeldet, wollten aber versuchen, sie als Handgepäck mitzunehmen, damit wir in Porto dann zügig zur Unterkunft fahren können.
Es hat geklappt! Kein Mensch hat sich darum gekümmert.
Boarding um 17:00 Uhr, Flugzeit 2:25.
Ein ruhiger und sehr schöner Flug, immer gut gegen meine Flugangst. Eva hat - so wie meine Schwester Conny das auch macht - mit mir gezählt, wie lange die Maschine braucht, um vom Vollgas geben bis zum Abheben braucht.
Wir haben vorher Wetten abgeschlossen. Bei 26? Bei 29? Bei 40? Ich weiß es nicht mehr!
Jedenfalls hilft mir diese Mini-Beschäftigung, um nicht daran zu denken, dass die gefährlichsten Phasen die Starts und Landungen sind.
Wir hatten Glück: Beides ist sicher gelungen!
Ich saß in der Mitte, Eva am Fenster und auf meiner anderen Seite saß Anna, 28 Jahre jung. Sie hatte vor 2 Wochen den Entschluss gefasst, auf den Camino zu gehen - nach der Trennung von ihrem Freund.
In Porto angekommen, haben wir ein Taxi genommen, das uns nach Matosinhos in die Unterkunft "Bei Marta" bringen sollte.
Wir beide erwartungsvoll hinten auf der Rückbank, durchgerüttelt und geschüttelt, in die Kurven gelegt und nur noch gestaunt.
Ich bin mir sicher, dass keine Verfolger hinter uns waren, aber man könnte es annehmen.
Mit einem Affenzahn raste der Taxifahrer durch die Stadt, fädelte sich sehr knapp in Richtung Autobahn ein und entschied sich dann, doch nicht auf diese Autobahn zu fahren.
Wohin er fahren sollte haben wir unterwegs versucht, zu erklären. Sein Navy kannte die Straße nicht, Eva wollte ihr Handy rüberreichen - das wollte er nicht.
Irgendwie und irgendwann haben wir es dann geschafft.
Da war das Haus von der vielgelobten Marta. Ein Gartentor, Stufen hoch zu einem in blauweißen Kacheln Azulejos verkleideten Haus - wie schön!
Abends gab es nur Chips und Bananen! :-)
4. Tag 1 bis 7 in Portugal - von Matosinhos nach Valenca
Tag 1 am 01.05.2023: Von Matosinhos an den Küstenweg und dann nach Vila Cha - 16 km, 26.000 Schritte
Spruch des Tages: Möge ich voll Freude für alles sein!
Unser Frühstück bestand aus Kaffee, Brötchen mit Nutella und Joghurt. In Martas Küche konnten wir uns bedienen.
Ein Vater mit seinen beiden Jungs versorgten sich auch dort.
Die beiden Söhne wollten zu einem Baseball-Turnier.
Der ältere von beiden (vielleicht 8 Jahre alt) kochte einige Pell-Kartoffeln auf dem Gasherd und packte sie dann in eine Plastikbox - das war das Mittagessen für die drei. Klasse!
Dann ging es immer bergab durch die Stadt Matosinhos zum Hafen, zum Strand.
Wir kamen an die Holzbohlenwege und links immer das Meer. Wunderbar!
Die Sonne schien, der Himmel blau, der Rucksack fühlt sich gut an! Fühlte sich noch besseer an, als ich noch einige Riemen verstellt hatte.
Mittags aßen wir in einem Strandrestaurant auf der Terasse etwas Thunfisch-Salat und Brot - an einem herrlichen Platz mit Blick auf das Meer.
Am Nachmittag erreichten wir Vila Cha, dort war ein Zimmer bei "Sandras Café" frei. Für uns beide kostete die Übernachtung 45,- €.
Es war interessant für mich, in einem Ferienort mit Strand und Bademöglichkeiten zu sein, aber diesmal als Pilgerin, die nur für eine Nacht hierbleibt.
Andere Menschen waren dort im Urlaub, Familien mit Schwimmtieren und Strandtaschen, Sonnenschirmen und Strandmatten unterm Arm.
Die Nacht wurde sehr unruhig!
Ein Hahn hatte seine innere Uhr komplett verloren. Alle 5 Minuten krähte er quasi direkt vor unserem Schlafzimmerfenster.
Das machten auch der umhäkelte Lichtschalter am Bett und das gehäkelte Deckchen in Ocker-Mintgrün auf dem Kosmetik-Abfalleimer nicht wieder gut. :-)
In der Nacht Rückenschmerzen und wach gelegen von 3.00 bis 4.30 Uhr.
Zum Frühstück gab es Rührkuchen und 2 Tässchen Kaffee - lecker!
Planänderung:
Wir gehen nicht den Küstenweg über Caminha bis Santiago, sondern den zentralen Pilgerweg und damit ab Vila de Condo ins Landesinnere.
Müde, aber motiviert geht es los nach Rates!
Auf geht die wilde Tour! :-)
Wort des Tages: Glückseligkeit
Tag 2 am 02.05.2023:
Von Vila Cha zum Central-Camino bis nach Rates - 20 km, 30.600 Schritte
Zunächst an der herrlichen Küste aber dann... 10 km nur an vielbefahrenen Straßen entlang bei 28 Grad und Sonne pur.
Spruch des Tages: Möge ich die sommerlichen Temperaturen gut verkraften!
Bis Vila do Condo führten uns die Holzstege immer am Meer entlang, wie schön! Vor Vila do Condo waren wir verwirrt, einige andere Pilger auch. Eine Portugiesin zeigte uns den richtigen Weg, vorbei an einer Baustelle.
Dann ging die Quälerei los:
10 km an einer stark befahrenen Straße in der brennenden Sonne bei 28 Grad und null Schatten. Nach ca. 6 km habe ich nur noch gezählt. Die restlichen 3 km an der Straße bis zum Abzweig in den Eukalyptuswald wären ca. 5000 Schritte.
Also zählte ich immer bis 100 und rechnete fünf Mal bis 5000 zusammen - ganz schön bekloppt, aber so konnte ich den elendigen Weg schaffen.
Ich war beschäftigt und machte mir durch das Zählen klar, dass ich vorwärts komme. Schritt für Schritt.
Ein Café war auch nirgends zu sehen.
Nein, auch nicht hinter der nächsten Kurve, auch nicht im nächsten Ort.
Und irgendwann dann doch! Yeah! Ein Café oder eine Bar!
Mit hochrotem Kopf, sehr erschöpft und völlig durchgeschwitzt füllten wir unsere Wasserflaschen auf, tranken Kaffee und aßen ein Käsebrötchen.
Leeecker! Klasse! Endlich!
Wort des Tages: Quälerei
Tag 3 am 03.05.2023:
Von Rates nach Barcelos - 16 km, 26.500 Schritte
Wunderschön durch Eukalyptos-Wälder, Wiesen, Felder und Dörfer. Kurz vor Barcelos Hüftschmerzen und die Füße taten weh. Aber: Geschafft!
Spruch des Tages: Möge ich die inneren und äußeren Aufs und Abs wertschätzen!
Wort des Tages: Natur pur
Tag 4 am 04.05.2023
Von Barcelos nach Tamel - 12 km, 19.840 Schritte
Spruch des Tages: Möge sich mein Körper regenerieren!
Heute nach dem Frühstück im kleinen Hotel erst um 11 Uhr los. Zum sehr bekannten Wochen-Markt und ein wenig in der Stadt gebummelt.
Rechter Fuß (Fußgewölbe) tut weh. Diclo und Voltarensalbe müssen helfen.
Erste Pause in eine kleinen Bar mit Café Americano, Riesen-Schweineöhrchen und einem leckeren Magnum-Eis.
Dann irgendwann einen laaaaangen Berg hinaufgeschnaubt. Da wird der Rucksack wirklich schwer.
Angekommen in der schönen Pilgerherberge Casa da Recoleta. Unsere erste Übernachtung in einem großen Schlafsaal. Spannend!
Doppelstockbetten und Matratzen mit Plastiküberzug plus Kopfkissen mit Plastik.
Meine Fleecejacke wird zum Kopfkissen und mein leichter Schlafsack hat sich bewährt.
Mit 8 anderen Mitpilgern (m/w) in einem Raum, darunter ein sehr lauter Schnarcher.
Trotzdem gut geschlafen.
Morgens schlichen sich alle nacheinander extrem leise und rücksichtsvoll aus dem Raum. Toll!
Pilger*innen aus Brasilien, aus Israel, aus Niederlande... so viele verschiedene Menschen!
Eine schöne Erfahrung und lustige Begegnungen.
Wort des Tages: Regeneration
Tag 5 am 05.05.2023
Von Tamel nach Ponte de Lima - 23 km, 36.500 Schritte
Spruch des Tages: Möge ich den Weg mit Freude schaffen!
Im Aufenthaltsraum mit Kaffeeautomat zur Stärkung einen Kaffee und Kekse, mit Federico und VJ (zwei schon lange befreundete Unternehmer aus Argentinien und Mexiko, die auch zum ersten Mal in einer Herberge übernachtet haben).
Unser geplantes Ziel: 17 km nach Sobreira.
2 km hinter Tamel sitzen wir in einem kleinen Café daußen und genehmigen uns ein kleines Frühstück.
Wir laufen weiter eine Straße entlang, ein Bus kommt uns entgegen, der Fahrer hält kurz an und wünscht uns "Bom Caminho!" Wie schön, wie freundlich!
Weiter geht es durch eine wunderschöne Gegend: Bahngleise, weite Felder, viele Rosen und weiße Anthurien in einer überwältigen Fülle! Wir wandern unter einem sonnengelben Trompetenblütendach her.
Mittags ein kleiner Imbiss:
Omelett, Patatas, Salat und ein Bier. José und Federic treffen wir unterwegs. Mein Vorname scheint zu schwierig zu sein, deshalb heiße ich jetzt Siggi - aber es klingt wie Ziggi. ;-)
Da wir die Unterkunft in Sobreira in einer anderen Richtung erwartet haben, sind wir quasi zu weit aus dem Ort herausgelaufen und schon nach Ponte de Lima unterwegs.
Kurzer Stopp und Beratung: Noch eine Stunde weitergehen oder zurück nach Sobreira? Rechter Fuß schmerzt ziemlich, aber eine Stunde geht bestimmt!
Wir kommen etwas angestrengt in Ponte de Lima an, eine Jugendherberge erwartet uns. Meine nackten und scheinbar kochenden Füße halte ich gegen die kalte Betonwand - puh!
Das tut sehr gut!
Eva macht sich so lieb noch einmal auf den Weg und bringt uns eine Pizza ins Zimmer. Ich bin ihr sehr dankbar.
So sind wir heute statt der geplanten 17 km letztendlich 23 km gelaufen. Eva hat es auf sicher 25 km gebracht. Wow!
Wir werden liederlich!
Wir sind erstaunt, wie unempfindlich wir werden: Keine unnötige Anstellerei mit der Hygiene oder Kleiderordnung. An den Rucksack wird zum Trockner einfach das Handtuch, der Schlüpfer (in knallorange) und sonstiges angehängt.
Was soll's!
Wort des Tages: liederlich
Tag 6 am 06.05.2023 - 19 km, 30.500 Schritte
Von Ponte de Lima nach Rubiães
Spruch des Tages: Mögen die Pausen uns Kraft geben!
Sehr gut geschlafen! Das Frühstück mit frischen Brötchen war super, der Kaffee im Neonlicht durchfluteten Frühstückraum war schrecklich. Egal, unterwegs gibt es sicher noch eine Möglichkeit für einen leckeren Café Americano.
Aber erst einmal kaufe ich mir Stöcke, um meinen rechten Fuß zu entlasten. Das war eine sehr weise Entscheidung!
Denn es erwartete uns die höchste Erhebung auf dem Pilgerweg: Die Serra de Labruja (Labruja ist abzuleiten von "labrioso" - mühsam, anstrengend).
Vorher aber unterqueren wir ein paar Mal eine Autobahn, machen Rast in einer Bar oberhalb des Flusses Labruja (Parque de Pesca).
Die letzten 800 Meter und 250 Höhenmeter auf felsigem Grund sind sehr schweißtreibend.
Oben angekommen freuen wir uns, dass wir diesen Aufstieg doch gut hinter uns gebracht haben. Meine Stöcke waren sehr nützlich.
Nun geht es wieder hinab auf Schotterwegen durch den Wald und später dann zeigen sich erneut weitere Flächen und kleine Sträßchen.
An einem Brunnen treffen wir eine muntere Schar von vier fröhlichen und in bedeutsamen Organisationen engagierten Frauen aus Aruba, diese treffen wir einige Zeit später bei einem Imbiss wieder und wir sitzen an einem Tisch und erzählen.
Da mein Englisch ziemlich eingestaubt ist, halte ich mich eher zurück - glaube aber, das meiste verstanden zu haben. Schön ist es, immer wieder andere Pilger*innen auf dem Weg zu treffen.
Das Zimmer in der privaten Herberge in Rubiäes ist sehr hübsch, die Decken hochwahrscheinlich nicht frisch gewaschen... ach, wir sind doch mittlerweile selbst ein bisschen liederlich, oder?
Am Abend sitzen wir ganz entspannt und gut gesättigt in einem kleinen, aber sehr gut besuchten Restaurant, freuen uns über die geschafften Kilometer und den abwechslungsreichen Tag, die schöne Herberge, das Essen (Thunfischsalat und Mousse au Chocolat) und überhaupt alles.
Darauf stoßen wir immer wieder voller Freude an, bis die Rotweinflasche leer ist.
Ein herrlicher und überaus lustiger Abend.
Wort des Tages: Steinige Höhenmeter
Tag 7 am 07.05.2023 - 18 km
Von Rubiães nach Valença
Spruch des Tages: Mögen wir die Stadt genießen!
Start um kurz vor 8.00 Uhr mit leichtem Kater und der Erinnerung an einen ausgelassenen und tollen Abend.
Auf dem Weg nach ca. 500 Metern frühstücken in einer kleinen Bar, die im hinteren Teil einen winzigen Supermarkt hatte.
Ein Käsebrötchen und zwei Kaffee dazu - gestärkt!
Weiter an sehr schönen Wegen und immer wieder sehen wir kleine Bäche. An einer lebhaften Kreuzung setzen wir uns gegen Mittag an einen Tisch und essen eine Kleinigkeit.
Mit Reizen geizen!
Wir wandern weiter durch den Ort Pereira und irgendwann nach einigen sehr steinigen und anstrengenden Passagen erreichen wir den Vorort von Valenca. Dieser geizt mit Reizen!
Aber die Menschen wohnen hier und stellen ihren Stadtteil nicht uns Pilgern hübsch zur Verfügung.
Wir haben hier ein Zimmer in einem Hotel gebucht - Hotel Val de FLora mit zwei Einzelbetten und Dusche und ungefähr 14 Mücken im Zimmer.
Die beeindruckende Festung und die Altstadt von Valenca schauen wir uns am Abend an, essen am touristischsten Ort an der Festung (hauchdünnes Omelett mit 3 Salatblättern und ein paar Pommes plus einem Bier - naja!)
Wort des Tages: Abschied (von Portugal)
5. Tag 8 bis 16 in Spanien- von Valenca nach Santiago de Compostela
Tag 8 am 08.05.2023 - 4 (!) km
Von Valença nach Tui, von Portugal nach Spanien
Spruch des Tages: Mögen wir die Grenzen akzeptieren!
Richtig gut geschlafen! Wunderbar!
Wir gehen zur Padaria (Bäckerei) zwei Straßen weiter und genießen unser Frühstück. Heute verlassen wir Portugal, werden nur ein paar Kilometer laufen bis Tui. Die imposante Brücke "Puente internacional" über den Minho führt uns nach Spanien.
Die Uhren werden umgestellt, Spanien ist eine Stunden weiter als Portugal.
In Tui werden die Straßen erneuert, unser Weg zur Herberge Villa San Clementine finden wir nach ein bisschen Suchen: sehr schön mit einem großen Garten, 14 Betten im Zimmer, 13,- € pro Nacht.
Wir ruhen uns im Garten ein wenig aus, die kleinen Blasen an den Zehen sind schnell versorgt und abends freuen wir uns auf Tapas, wir sind ja in Spanien!
Direkt gegenüber der Kathedrale von Tui sitzen wir draußen und lassen uns verwöhnen mit herrlichen Leckereien.
Letztendlich sind wir insgesamt dann doch noch 9 km gelaufen.
Ich habe sehr gut geschlafen im großen Schlafsaal mit 6 anderen Pilgern, auf einer sehr harten Matratze.
Vertrauen und Frieden7
Beim Einschlafen hatte ich ein sehr berührendes Gefühl von ganz viel Frieden und ganz viel Vertrauen hier im Schlafraum gehabt.
Wir alle wollen doch hier einfach nur schlafen, uns ausruhen und am nächsten Tag weiter Richtung Santiago wandern.
Frieden und Vertrauen und ganz einfache Wünsche, die uns verbinden.
Wort des Tages: Bergfest. Nein! Tapas! :-)
Tag 9 am 09.05.2023 - 20 km
Von Tui nach O Porriña
Spruch des Tages: Möge uns die Zuversicht begleiten!
Wir starten mit etwas Respekt vor den 20 km. Finden nach einer etwas konfusen Suche ein Café für unser Frühstück und weiter geht die wilde Tour!
Der Himmel ist heute sehr verhangen und dunkel - die ersten Tropfen fallen und wir können unsere Regencapes anziehen. So hatten wir sie also nicht umsonst mitgenommen.
Mein rechter Fuß meldet sich, ich reibe Voltaren auf die Fußsohle und denke beim Gehen: weiter, weiter, weiter! Es funktioniert.
Wir treffen viele Pilger: Ein Paar aus Frankreich, Mutter mit Tochter aus Kanada, eine Familie aus Deutschland, ein junges Päarchen aus UK.
Die Pilger-Autobahn ist da!
Es sind enorm viele Pilger unterwegs! Aha! Das ist die Pilger-Autobahn! Denn wir befinden uns auf den letzten 100 km bis Santiago und wer die Urkunde haben möchte, der muss diese letzten Kilometer zu Fuß zurücklegen.
Es ist eine sehr schöne Strecke, die wir heute erwandern. Viele Hohlwege, Wälder und immer am Flüsschen Lons entlang.
Verlaufen geht hier gar nicht! Wenn wir mal stehenbleiben, um uns zu orientieren, bekommen wir sofort Hilfe von wirklich freundlichen Menschen und die richtige Strecke gezeigt.
Mittags finden wir ein uriges Lokal und essen Salat mit Athum, treffen ein paar Pilger wieder.
Gudrun in der Wirklichkeit!
An einem Tisch sitzt eine Frau, die ich aus ihren kleinen Pilger-Berichten bei Facebook kenne.
Ich spreche sie an: Hallo, du bist die Gudrun, oder? Wir kommen ins Gespräch und mir gefällt, dass sich die digitale Welt mit der analogen, echten Welt hier gerade irgendwie verbindet.
Wir wandern weiter und treffen Federico und VJ, die das gleiche Hostel gebucht haben.
Zu viert sind wir dann am Abend zusammen und schlemmen uns durch viele Köstlichkeiten, erzählen und lachen viel und haben einen vergnüglichen Abend.
Mein Englisch ist überhaupt nicht mehr ausreichend, ich bedauere dies erneut, denn in Gesprächen kann ich mich nicht so beteiligen, wie ich möchte. Meine Gedanken kann ich nicht so schnell in Worte fassen.
Was soll's! Es sind Begegnungen auf dem Weg und das Zuhören hat auch was.
Wort des Tages: Betreutes Pilgern
Tag 10 am 10.05.2023 - 18,5 km
Von O Porriña nach Cesantes
Motto des Tages: Möge jeder Schritt leicht und beschwingt sein!
Schlecht geschlafen! Eine schreckliche Matratze! Jeder einzelne Draht war zu spüren. Aber ein guter Start in der Panderia mit getoasteten dicken Brotscheiben mit Käse und drei Tassen Kaffee.
Im Café sind fast nur Pilger, die ihre großen Koffer und ihre kleinen Rucksäcke dabei haben. Viele lassen sich ihr Gepäck täglich nachliefern und wandern dann mit Mini-Rucksack oder Handtasche die Tagesetappe.
Die hochnäsigen "echten" Pilger!
Wir sind da ja die "echten" Pilger und belächeln ziemlich arrogant diese Art zu pilgern.
Der Weg ist anstrengend, weil viele keline Steigungen dabei sind und der Weg an sich nicht besonders hübsch ist.
Cider statt O-Saft
Gegen Mittag Einkehr in einer Bar. Ich möchte für uns O-Saft bestellen, wir bekommen aber Cider - auch prima! Lecker, spritzig, erfrischend!
Mittags sind wir dann in Redondela, machen eine kleine Pause und ich merke eine Blase an der linken Ferse - aufstechen, desinfizieren und schnell mit Blasenpflaster versorgen.
Nach einer langen Steigung kommen wir in Cesantes in unserer Herberge an: Refuxio Maria.
Ich laufe später in den Ort zur Farmazia (Maskenpflicht!) und versorge mich mit Schmerzgel, Blasenpflaster in der größten Größe und Tapes. Die Blase links ist 5 cm groß und rechts etwas kleiner.
Und hier in der Herberge erleben wir ein gemeinsames Abendessen in großer, lustiger Runde: Federico und VJ sind dabei, Gudrun auch und Christine mit ihrer Tochter Anika. Es gibt Salat, Enpanadas und Milchreis, dazu Wein aus Steingutschüsselchen.
So wie Christine mit ihrer erwachsenen Tochter unterwegs ist, so möchte ich gerne einmal mit meiner Tochter Eva den Camino erleben - mit viel Zeit zum reden, Blödsinn quatschen und auch mal schweigend oder getrennt laufend.