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Von Selbstzweifeln zu Mutlosigkeit und Einsamkeit: Der Kreislauf der Entmutigung


Kreislauf der Entmutigung

Der Entmutigungskreislauf beginnt immer mit einer Selbstentmutigung und einem Gefühl der Minderwertigkeit. Wir entwickeln dann Haltungen und Verhaltensweisen, die leider zu noch mehr Mutlosigkeit - und letztendlich zu einem Gefühl der Einsamkeit führen.


Wenn wir verstehen, welche Gedanken und Selbstgespräche dazu führen, dass wir uns in einem Entmutigungskreislauf befinden, haben wir eher die Möglichkeit, diesen Kreislauf zu unterbrechen.

Wir befinden uns dann nicht so häufig und nicht so lange in dieser negativen Spirale der Mutlosigkeit, sondern achten auf eine bejahende Grundhaltung und wohlwollende Selbstgespräche, die uns ermutigen und stärken trotz mancher Widrigkeiten.



„Die große Mehrheit von Leistungsschwächen, vor allem auf geistigem Gebiet ist die Folge von Entmutigung und nicht angeborene Unfähigkeit.“

(Rudolf Dreikurs)


Ob im Privatleben, in der Beratung, in der Erziehung und Bildung, in der Führungsverantwortung oder in der Teams – Entmutigung führt zu Spannungen, Fehlerbezogenheit, Feindseligkeit und störendem Verhalten.


Wo Kooperationsbereitschaft und ein wertschätzender Umgang so wichtig wären, kann es zur Grüppchenbildung, Ausgrenzung, zu Machtkämpfen und übler Nachrede kommen.


Das Gefühl der Entmutigung kann sich auf einzelne Bereiche des Lebens oder einige Aspekte unserer Persönlichkeit beziehen.


Wie kommt es nun dazu, dass wir in diese Spirale der Entmutigung geraten und manchmal länger als nötig darin verharren?


Vom inneren Kritiker in die Spirale der Entmutigung und Isolation: Die Phasen im Entmutigungskreislauf


  1. Entmutigung ist immer Selbstentmutigung!

Selbstentmutigung

Das ist eine bemerkenswerte Behauptung und eine, die uns selber auch noch die Verantwortung für das Gefühl der Entmutigung übergibt!

Auch das noch!


Sicher, es sind oft Bemerkungen oder Verhaltensweisen, die uns verletzten, kränken, uns traurig oder wütend machen.

Aber! Es sind erst die eigenen entmutigenden Gedanken und negativen Verallgemeinerungen, die uns so zusetzen und abwerten.


Warum ist das so?

Weil wir natürlich unsere vielen Erfahrungen und Glaubenssätze über uns mitnehmen - aus der frühen Kindheit, aus der Schule, aus unserer Vergangenheit. Wenn ich oft gehört habe: "Was soll aus dir mal werden?" oder mit einem ungeduldigen Gesichtsausdruck "Gib her, das dauert mir zu lange!" oder "Sing bitte etwas leiser, du kannst ja keinen Ton halten!", dann fühlen wir unter Umständen sehr schnell wieder die damalige Beschämung, Abwertung oder Zurücksetzung.

Deshalb fallen manche Äußerungen auf einen "fruchtbaren" Boden. Wir fühlen uns niedergeschlagen oder erschüttert. Es beschäftigt uns und die Entmutigung nimmt vielleicht ihren Anfang. So geht es weiter:


2. Verlust des Zugehörigkeitsgefühls


sich nicht zugehörig fühlen

Gedanken wie "Ich habe hier keinen Platz!", "Ich bin nicht willkommen!", "Niemand braucht mich oder legt Wert auf meine Gesellschaft!"

Wir fühlen uns allein und allein gelassen. Der Kontakt zu anderen und die Verbundenheit werden weniger, denn wir ziehen uns eher zurück - sind zurückhaltend.

Sorgen fatalerweise auch noch erfolgreich dafür, dass wir uns von den anderen entfernen.


Oder wir schauen auf die anderen herab, um noch ein bisschen Selbstwertgefühl zu spüren. Es kann auch sein, dass wir die anderen auf einen Schemel stellen und höher einschätzen, als es angemessen wäre.


Alles aus dem Gefühl heraus: "Ich bin nicht gut genug - und die anderen mögen mich nicht!"



3. Angst vor Fehlern und Misserfolgen

Angst vor Fehlern


Uns beschleicht die Angst, Fehler zu machen, negativ aufzufallen. "Ich darf nichts falsch machen und muss sehr gut aufpassen!"

Gerade bei so viel Selbstkontrolle und Angestrengtheit passieren missliche Dinge, machen wir Fehler.


Die Angst vor dem Misserfolg und Fehlschlägen lässt uns passiv werden, wir können dann nicht kreativ denken, sondern stehen neben uns - eine starke Eigenkontrolle herrscht vor!





4. Einschränkung der Kreativität

Angst lähmt!


Mit Angst und einer Übervorsicht haben wir öfter das berühmte "Brett vor dem Kopf". Blitzschnelle und gescheite Lösungsidee fallen uns nicht ein.


Angst lähmt! Wir sind auch innerlich starr vor Angst.

Wir haben den Eindruck, nichts machen zu können, der ganzen Situation hilflos ausgeliefert zu sein.


Das Motto heißt: "Lieber nicht aktiv werden oder nur das machen und sagen, was ich sicher kann und weiß!"



5. Zunahme der Fehlerquote und negative Reaktionen


Je mehr wir uns versuchen, keine Fehler zu machen und je strenger wir zu uns selber sind, desto eher geschehen wirklich Fehler!

Dieses Phänomen kennen wir, wenn unser Fokus zu stark auf die Perfektion und auf das unbedingte Vermeiden von Fehlern gerichtet ist.

negative Reaktionen und Kritik


6. Selbstbestätigung der Selbstzweifel

Selbstzweifel und Minderwertigkeitsgefühle

Es kann zu Kritik oder negativen Reaktionen kommen - klar, dass andere sich dazu äußern und ihre Unzufriedenheit oder Verwunderung kundtun.


Aber es reicht auch, wenn wir uns selber bemängeln und uns Unfähigkeit vorwerfen.





In unserem Empfinden, minderwertig oder unfähig zu sein, denken wir: "Ich habe es ja gewusst! Ich bin eben nicht so kompetent/fit/schlau/witzig/liebenswert ...!"


Das unangenehme Gefühl von Ohnmacht verstärkt sich.




7. Ich-Bezogenheit und Mutlosigkeit

Ich-Bezogenheit

In großer Ich-Bezogenheit sehen wir nur noch unser eigenes Elend.

Wir bemitleiden uns fürchterlich und haben gar keinen Blick mehr für die Belange und Bedürfnisse der anderen.


Die Kabarettistin Simone Solga sagte einmal den Satz: "Wer immer nur um sich selber kreist, braucht sich nicht zu wundern, wenn er die anderen ankotzt!"


Ja, so auf uns selbst bezogen, sind wir absolut nicht die zugewandten und herzlichen Menschen, die wir sein könnten.



8. Negative soziale Stellungnahme und angespannte Atmosphäre

Rückzug und Feindseligkeit

Wir verlieren zunehmend die wohlwollende Sicht auf andere und auf uns.


Negative Bewertungen bis zur Feindseligkeit anderen gegenüber bestimmen nun unser Handeln.


Jedes Wort, jede Handlung werden auf die Goldwaage gelegt und negativ ausgelegt. Wie mit einem Vergrößerungsglas nehmen wir vermutlich abwertende Reaktionen wahr.


Ständig vergleichen wir uns und bestätigen uns selbst in der Annahme, nicht gut genug zu sein.

Unsere Interpretationen gehen nur in die eine Richtung: "Niemand mag mich und ich stehe allein da! Und daran kann ich nichts ändern!"



9. Ausweichen, Machtkämpfe, Vergeltung und Rückzug


Die Folgen: So wenig Kontakt wie möglich. Ausreden finden, um sich nicht zu sehr zu begegnen. Sich vor gemeinsamen Unternehmungen drücken.

Oder Machtkämpfe, Besserwisserei und in Rivalität gehen und zeigen, dass die anderen auch nicht gut genug sind.

Üble Nachrede, um die anderen herabzusetzen und sich selbst besser zu fühlen.

Andere durch Worte verletzen, sie enttäuschen, damit sie sich auch schlecht und außen vor fühlen.

Manchmal scheint es auch eine Art "Vergeltung/Rache" zu sein.

(Natürlich unbewusst und nicht geplant ...!)


Die letzte Stufe der Entmutigung ist der Rückzug. Dann hält die Resignation Einzug und das alles bestimmende Fühlen ist: "Ich kann das nicht! Es hat keinen Sinn, sich anzustrengen! Wofür das alles?"

Das kann der Weg ins Burn-out oder die Depression sein.



10. Um sich selber kreisen führt zur Einsamkeit.


Einsamkeit

Im Mittelpunkt des Entmutigungskreislaufs steht das "Ich".


Je länger wir in diesem traurigen und Kräfte zehrenden Kreislauf verbleiben, desto schwieriger ist es, allein wieder zurück zur Ermutigung und zum Zugehörigkeitsgefühl zu gelangen.


Und es wäre so wichtig und gesund!

Auch hier gilt, dass die Erkenntnis und das Wahrnehmen an erster Stelle stehen, um sich wieder zu befreien und um es zu schaffen, auf die anderen zuzugehen.


Denn wir Menschen brauchen wertschätzende Interaktionen, Anerkennung und die Resonanz von anderen.


 


In den nächsten Blog-Beiträgen werde ich auf die Zusammenhänge von Zugehörigkeitsgefühl, Ermutigung und Kooperationsfähigkeit eingehen und die ermutigenden Qualitäten vorstellen, die es uns ermöglichen, die Kunst der Ermutigung zu erlernen.




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