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Buchrezension: "Disziplin – Schlüsselkompetenz des 21. Jahrhunderts" von Ursula Günster-Schöning und Isabella Gölles

Aktualisiert: 27. Apr.

Ein kluges Buch über das Konzept „Disziplin“ und wie sie Kinder dabei unterstützt, Verantwortung zu übernehmen und selbstbestimmt zu handeln.


Disziplin - Buchrezension
Disziplin - Buchrezension

Mittlerweile in der 2. Auflage als Hartcover-Buch mit farbigen Grafiken/Zeichnungen, die das Geschriebene noch anschaulicher machen.

183 Seiten, Vandenhoeck & Ruprecht-Verlag, 25,– €.


Ich gebe zu: Ich war skeptisch…

Die beiden Autorinnen haben es geschafft, das Konzept „Disziplin“ von bemerkenswert vielen Seiten zu beleuchten.


Zunächst habe ich beim Lesen des Titels befürchtet, dass es nun eine Kehrtwende weg von der aktuellen bedürfnisorientierten Pädagogik zurück zu Pflichterfüllung, Strenge und Durchhaltestrategie werden wird, koste es, was es wolle.



Aber nein! Wie konnte ich so etwas denken?


Ursula Günster-Schöning und Isabella Gölles sind erfahrene und kompetente Pädagoginnen, die mit Umsicht und Überblick zum Wohle der Kinder ihre wertvollen Gedanken zu Papier gebracht haben. Danke dafür!


Ein modernes Buch über Disziplin

Im weiteren Verlauf des Buches zeigen die Autorinnen auf, dass Disziplin nichts mit Strafe, Gehorsam oder rigider Kontrolle zu tun haben muss.

Vielmehr wird sie als innere Haltung verstanden, die Kindern hilft, sich selbst zu strukturieren, Herausforderungen zu bewältigen und ein stabiles Selbstwertgefühl zu entwickeln.


Praxisnah, anschaulich und angenehm zu lesen

Besonders gut gefallen hat mir, wie praxisnah und gleichzeitig fundiert die Inhalte aufbereitet sind. Die vielen Fallbeispiele, Zitate und die liebevoll gestalteten Grafiken machen das Buch nicht nur informativ, sondern auch sehr angenehm zu lesen.


Impulsfragen regen zum Nachdenken an

Ein besonderes Highlight sind die Impulsfragen am Ende jedes Kapitels. Sie laden die Leser*innen dazu ein, das Gelesene auf die eigene Haltung und Praxis zu beziehen, innezuhalten und eine persönliche Position zu entwickeln.

Das macht die Lektüre nicht nur theoretisch interessant, sondern auch unmittelbar anwendbar.


Stimmen aus dem Leben – authentisch und inspirierend

Sehr bereichernd fand ich auch die vielen Zitate und Erfahrungsberichte, die im Buch eingeflochten sind.

Menschen unterschiedlichen Alters und Hintergrunds kommen zu Wort und berichten davon, was Selbstdisziplin, Durchhaltevermögen und Selbstregulation für sie bedeuten – ganz lebensnah und authentisch.

Diese Stimmen verleihen dem Buch zusätzliche Tiefe und machen deutlich, wie individuell und gleichzeitig universell dieses Thema ist.


Gute Bedingungen sind die Basis

Was mir besonders aus der Seele spricht: Das Buch weist auch auf die strukturellen und prozessbezogenen Herausforderungen in Kitas hin.

Denn es reicht nicht, von Kindern mehr Selbstregulation zu erwarten, wenn ihnen gleichzeitig keine guten Rahmenbedingungen geboten werden.


Hier schließt sich für mich der Kreis zu einem Thema, das mich aktuell intensiv beschäftigt – der Leuvener Engagiertheitsskala.

Dieses Beobachtungsinstrument hilft pädagogischen Fachkräften, herauszufinden, ob Kinder gute Lernbedingungen haben: Wie sehr fühlen sie sich wohl? Wie engagiert sind sie bei einer Sache? Sind beide Voraussetzungen erfüllt, zeigen Kinder in ihrem Tun im höchsten Maß Selbstdisziplin, Zielorientierung und Leistungsbereitschaft.


Erst im Nachhinein wird auf die Kompetenzbereiche geschaut – und vor allem darauf, was pädagogische Fachkräfte konkret verändern können, um Lernfreude und Wohlbefinden zu stärken.


Kindern Verantwortung zutrauen

In diesem Zusammenhang passt auch ein Gedanke, den ich in meinen Seminaren immer wieder betone: Kinder werden heutzutage leider oft wie „Pflegefälle“ behandelt – dabei wünschen sie sich in Wahrheit mehr Verantwortung und Beteiligung.

Und sie sind auch in der Lage dazu, wenn man es ihnen denn zutraut bzw. zumutet. Genau dieses Zutrauen und das bewusste Fördern von Selbstwirksamkeit ziehen sich als roter Faden durch das Buch.


Ein Zitat, das hängen bleibt

Ein Satz aus dem Buch hat sich mir besonders eingeprägt: „Anstrengungsbereitschaft und Erfolg sowie Lernfreude und Spaß hängen eng miteinander zusammen.“

Genau darin liegt die Kraft einer neuen Sicht auf Disziplin – nicht als Druckmittel, sondern als Weg zu echter Motivation und innerem Wachstum.


Fazit: Ein starkes Plädoyer für echte Entwicklung

Ein weiterer Pluspunkt: Das Buch nimmt sowohl Eltern als auch pädagogische Fachkräfte in den Blick und zeigt auf, wie Erwachsene Disziplin vorleben und fördern können – ohne Druck, sondern mit Vertrauen und Klarheit.


„Disziplin“ wird hier als Schlüsselkompetenz verstanden, die in einer zunehmend komplexen Welt mehr denn je gebraucht wird. Und das auf eine Weise, die Kinder in ihrer Persönlichkeit stärkt, statt sie zu verbiegen.


Ein absolut lesenswertes Buch, das dem oft negativ behafteten Begriff „Disziplin“ eine wohltuend neue Bedeutung gibt – modern, kindgerecht und zutiefst menschlich.






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Siglinde Czenkusch

Zur Ponywiese 7

57462 Olpe

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Tel.: +49 (0) 2761 9423838

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