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Mental Overload ist teilbar! So gelingt die faire Verteilung der Verantwortung in der Familie.

Aktualisiert: 28. März


Sobald mehrere Personen zusammenleben, gilt es, die Aufgaben fair zu verteilen. Ein Paar schafft das oft sehr gut, solange noch kein Nachwuchs da ist. Kommt aber das erste Kind (oder ein Hund) hinzu, kann die Aufgabenverteilung schnell aus dem Gleichgewicht geraten. Doch der Mental Overload ist teilbar! Hier bekommst du Tipps für eine faire Verteilung der Verantwortung in der Familie!


1. Kennst du solche Gedanken?

  • Tausend Gedanken und Sorgen: Hoffentlich vergesse ich nichts!

  • Warum muss ICH eigentlich immer an alles denken?

  • Wenn ich es nicht mache, macht es niemand!

  • Bis ich alles erklärt habe… da mache ich es lieber schnell selber!

  • Warum muss ICH immer wissen, wo die Spangen, Hosen, Oliven … sind?

  • Andere haben wahrscheinlich ihren Alltag besser im Griff als ich!

  • Ich vermisse Anerkennung und Wertschätzung für meine Sorgearbeit.

  • Wenn ich Aufgaben abgebe, bricht das Chaos aus – das wird nichts!


Menschen, die in der Familie unter Mental Overload leiden, sind es leid, für alles allein verantwortlich zu sein. Sie möchten endlich wissen, wie die Aufgaben gerechter verteilt werden können, damit sie wieder mehr freie und unbeschwerte Zeiten haben.



2. Was ist Mental (Over)Load?


Die Initiative "Equal Care Day" definiert Mental Load so:

"Mental Load bezeichnet die Last der alltäglichen, unsichtbaren Verantwortung für

das Organisieren von Haushalt und Familie im Privaten, das Koordinieren und Vermitteln in Teams im beruflichen Kontext sowie die Beziehungspflege und das Auffangen der Bedürfnisse und Befindlichkeiten aller Beteiligten in beiden Bereichen."



3. Mama macht das schon! Zahlen und Fakten


In einer Untersuchung des Bundesfamilienministreiums von 2021 stellte sich heraus, dass Frauen mit 4 Stunden täglich mit unbezahlter Sorgearbeit beschäftigt sind und Männer nur mit ca. 2,5 Stunden (im Durchschnitt).


Sind beide in Vollzeit beschäftigt liegt die Hauptverantwortung bei den Müttern! Männer übernehmen eher gelegentlich anfallende und auf das Wochenende verschiebbare Aufgaben wie z. B. Reparaturen und Besorgungen.


Frauen übernehmen die täglich wiederkehrenden Aufgaben wie Putzen, Waschen, Kochen… .

Die Mehrheit der Familien mit kleinen Kindern nutzen das Zuverdienermodell.


Was fällt noch unter Care-Arbeit? Sorgearbeit bezieht sich auch auf pflegebedürftige Angehörige: ¾ aller Pflegebedürftigen werden zuhause versorgt – 2/3 der Hauptpflegepersonen sind weiblich.


(Quelle: „Kinder, Haushalt, Pflege – wer kümmert sich?“ 2021 Bundesfamilienministerium)



4. Sind Väter die schlechteren Mütter?


Oder anders gefragt: Könnten Väter genauso gut und einfühlsam die Pflege und Erziehung der Kinder - auch der Babies - übernehmen?

Es gibt zwei objektiv vorhandene biologische Unterschiede in der Elternschaft: Männer können nicht schwanger werden und sie können nicht stillen.


Aber hormonell und neurophysiologisch sind die Väter den Müttern sehr ähnlich:

Nach der Geburt steigt der Oxytocin-Spiegel bei den Müttern UND bei den Vätern!

Was auch noch direkt nach der Geburt geschieht: Der Testosteron-Spiegel nimmt bei Vätern ab. Und die Amygdala und andere Hirnbereiche sind aktiviert für ein „Fürsorgeprogramm“!


Dies alles geschieht aber nur, wenn die Väter viel Zeit mit dem Baby verbringen.

Siehe auch das spannende Video von Mai Thi Nguyen-Kim auf Youtube: https://youtu.be/TkkHKU_lLqU



5. Eine gleichberechtigte Elternschaft wünschen sich die meisten Paare!

 

Obwohl der Wunsch nach einer gleichberechtigten Elternschaft bei den meisten jungen Eltern hoch ist, ist die Umsetzung aus verschiedenen Gründen immer noch schwierig.

Tief verankerte Glaubenssätze bremsen die Entwicklung. "Ein Baby braucht seine Mama!" "Nur die Mama kann das weinende Baby trösten." "Männer haben einfach nicht das Feingefühl dafür!"

Aber auch gesellschaftliche Erwartungen und Rollenklischees tragen dazu bei.


Zudem fehlen ausreichende und gute Betreuungsangebote und im Job geht es meistens wenig elternfreundlich zu. So sind in Führungspositionen selten Teilzeitangebote zu finden.



6. Welche Vorteile gibt es durch die geteilte Verantwortung?


Schaut man sich die vielen Vorteile einer gleichberechtigten Elternschaft an, wundert es nicht, warum der Wunsch danach in den Familien mittlerweile so stark vorhanden ist!


  1. Bessere Beziehungen: Eine faire Verteilung der Sorgearbeit stärkt die Partnerschaft und reduziert Konflikte.

  2. Entlastung für Familienmitglieder: Die Aufteilung der Belastungen führt zu weniger Überlastung und Burnout.

  3. Kinderentwicklung: Kinder profitieren von verschiedenen Bezugspersonen und Erziehungsperspektiven.

  4. Berufliche Chancen: Beide Elternteile haben die Möglichkeit, ihre Karrieren zu verfolgen, was die berufliche Zufriedenheit erhöhen kann.

  5. Gesellschaftliche Vorteile: Geschlechtergleichheit und bessere Work-Life-Balance tragen zur Stärkung der Gesellschaft bei.

  6. Beide bauen ein inniges Verhältnis zu den Kindern auf.

  7. Es entsteht mehr Freiraum für gemeinsame Zeiten als Paar und für persönliche Auszeiten.

  8. Wenn die Eltern glücklich und entspannt sind, profitieren auch ihre Kinder davon!

  9. Die nächste Generation bekommt ein Modell, wie eine faire und gleichwertige Aufgabenverteilung gelingt.

  10. Als Elternpaar wächst man mehr und liebevoller zusammen und lebt sich nicht mit Groll auseinander.


7. Den Ist-Zustand erkennen!


Ein Test! Beantworte gemeinsam mit deinem Partner/ deiner Partnerin folgende Fragen:


  • Wer blieb beim letzten Mal zuhause, als unser Kind Fieber hatte?

  • Wer hat aktuell mehr Überstunden im Job?

  • Wann muss unser ältestes Kind das nächste Mal zur Zahnvorsorge?

  • Wann steht der nächste TÜV-Termin fürs Auto an?

  • Welche Schuhgröße hat unser jüngstes Kind?

  • Ist aktuell noch genug Brot im Haus?

  • Wer hat das letzte Mal die Handtücher gewechselt?


Es geht darum, die nicht sichtbaren Aufgaben endlich sichtbar zu machen!

Die Initiative Equal Care hat einen Fragebogen entwickelt, der genaue Auskunft über die aktuelle Verteilung der Aufgaben und Verantwortlichkeiten gibt.


Sehr nützlich ist dabei die Unterscheidung zwischen dem, was einer an Aufgaben erledigt und dem, wer an die Ausführung denkt, also die letztliche Verantwortung übernimmt.


Es lohnt sich, diesen Fragekatalog einmal auszudrucken und getrennt voneinander auszufüllen.

Und dann miteinander ins Gespräch zu kommen, um über eine gerechtere Aufteilung zu diskutieren.




8. Ein paar praktische Tipps!


  • Unterscheide sehr bewusst, ob es sich jeweils um eine Aufgabe oder ein Projekt handelt. Um zu delegieren, kann es hilfreich sein, ganze Projekte abzugeben und eben nicht nur eine einzelne Aufgabe. Statt den Partner zu bitten, mal eben die Wäsche in den Trockner zu geben, wäre es entlastender, wenn ihr euch darauf einigt, dass er für den gesamten Prozess zuständig ist - vom Wäsche sortieren bis zum Verteilen der gefalteten Wäsche.

  • Wenn auf so eine Art und Weise mehr Verantwortung abgegeben wird, ist es notwendig, dass die Person, die beherzt Verantwortung abgibt, sich über Folgendes klar sein muss: Sie gibt nicht nur Verantwortung, sondern auch ein gewisses Maß an Macht ab. Die Dinge werden dann ganz sicher nicht so erledigt, wie sie es gewohnt ist. Bitte nicht nacharbeiten, meckern und Vorhaltungen machen. Sollte das Ergebnis wirklich nicht akzeptabel sein, muss darüber gesprochen werden. Großzügigkeit und Toleranz helfen aber meistens schon.

  • Frag dich immer wieder: Was kann weggelassen werden? Eine Bekannte von mir kauft beispielsweise nur noch Kleidung, die nicht gebügelt werden muss!

  • Was können wir einfacher oder anders machen? Vielleicht ist es nützlich, wenn jedes Familienmitglied eine bestimmte Sockenfarbe hat? Muss die Unterwäsche sorgsam gefaltet und gestapelt werden oder kann sie in einem Korb lose aufbewahrt werden?

  • Welche Hilfen/Unterstützung gäbe es? Vielleicht ist ein Roboter-Staubsauger für zwischendurch eine gute Idee? TK-Gemüse spart Zeit und ist genauso nahrhaft und heutzutage auch nicht teurer als frisches Gemüse.

  • Beim Anfertigen von To-do-Listen und dem Aufschreiben von Terminen rate ich zu digitalen Kalendern. Dort können alle Familienmitglieder ihre Termine eintragen und alle sind immer auf dem gleichen Stand.

  • Haltet einmal in der Woche einen Familienrat ab. Da könnt ihr dann über die Aufgabenverteilung sprechen und die Verantwortlichkeiten neu verteilen bzw. anpassen. Kinder übernehmen übrigens sehr gerne Aufgaben, die der Familie dienen - wenn es nicht nur das Müllrausbringen oder Spülmaschine ausräumen ist! Sie lernen dabei enorm viel und erleben sich als wichtigen Teil der Familie. Lasst die Kinder am Samstag mal kochen (und später auch die Küche wieder in Ordnung bringen).

  • Legt Listen/Checklisten an für wiederkehrende Situationen: Was kommt in den Koffer? Was ist zu tun, bevor es auf die Reise geht? Was ist zu tun, wenn Besuch kommt? Welche Geschenkideen gibt es?

  • Was koche ich? Legt ein Rezeptbuch mit den Standard- und Lieblingsgerichten der Familie an. Einigt euch auf festgelegte Gerichte an bestimmten Wochentagen: Montags ist Pasta-Tag, Freitags gibt es Suppe, Samstags Pizza...

  • Neben der To-do-Liste empfehle ich eine Ta-da-Liste, in der alle schönen und erfreulichen Unternehmungen und Pläne stehen: Ausflüge, Besuche, Feiern, Konzerte, Wanderungen, Eis essen,...

  • Aber Vorsicht! Wenn es zeitlich knapp wird, besteht die Gefahr, dass auf der Ta-da-Liste gestrichen wird. Diese Liste dient dem Ausgleich und der Entspannung und ist bedeutsam!

  • Und dann muss auch mal Zeit sein für NICHTS! Weder für Pflichten noch für Vergnügungen. Langeweile pur!


9. Offene Enden vermeiden!


Stell dir vor, du holst etwas aus dem Kühlschrank und lässt die Kühlschranktür offen.

Dann stellst du die Herdplatte an und den Topf mit Wasser darauf, um später Nudeln zu kochen.

Den Lockenstab lässt du schon einmal vorheizen, weil du gleich noch ein bisschen Form in die deine Frisur bringen willst.

Den Staubsauger stellst du schon einmal in die Mitte des Wohnzimmers, damit du daran denkst, noch Staub zu saugen.

Das Bügeleisen ist auch schon heiß, da du innerhalb der nächsten Stunde noch einige Blusen bügeln möchtest.


Da sind sie, die offenen Enden!

Ganz schön viel Chaos und viele Dinge, die geschlossen, ausgestellt, weggeräumt und erledigt werden müssen.

Das macht fürchterlich nervös und unruhig.


So ist es mit all den Verantwortlichkeiten und Aufgaben, die in einer Familie zu berücksichtigen sind.

„Offene Enden" im Gehirn beziehen sich auf unerledigte Aufgaben, ungeklärte Fragen oder ungelöste Probleme, die im Denken und Bewusstsein präsent sind und unsere Aufmerksamkeit an sich ziehen.

Aber auch auf Mails, die beantwortet werden müssen auf Anrufe oder jemandem Bescheid geben zu müssen.

Dazu gehören auch unbeantwortete Fragen, auf die Du eine Lösung suchst oder über die Du nachdenkst.

Und nicht zu vergessen: Zukünftige Entscheidungen, die getroffen werden müssen, aber noch nicht konkret festgelegt werden können.


Diese offenen Enden erzeugen eine Art kognitive Belastung,

da sie mental nicht abgeschlossen oder zufriedenstellend gelöst sind.


Sie führen zu einem anhaltenden Gefühl von Unruhe, Stress oder Unvollständigkeit, da sie unaufhörlich deine Gedanken beschäftigen - auch in der Nacht!

Die Folge: Deine Konzentration für aktuelle Aufgaben wird massiv vermindert.

Der Mental Overload ist nicht weit weg!





Deshalb: Entlaste unbedingt Deinen Kopf und notiere alles in einem Notizbuch oder digital.


10. Wer Aufgaben neu verteilen möchte, muss abgeben - auch Macht!

 

In den Social Media machen sich Mütter mit ihren Posts und Kommentaren lustig über die Art, wie die Väter die Kinder anziehen. Ich wäre da vorsichtig und gebe zu bedenken, dass genau dieses Verhalten der Mütter ihnen selber schadet, da sie es scheinbar ja nicht zulassen können, dass sich ihre Partner eigenverantwortlich um die Kinder kümmern und das modische Ergebnis einfach anders ausfällt.


Übrigens für die Kinder - kümmerten sich mehr Väter um die Kleidung der Kinder - eine ausgezeichnete Möglichkeit, selbstbewusst die herrlichsten und buntesten Kombinationen tragen zu dürfen.


Es täte uns allen gut, wenn wir da offener wären, was nun gerade tragbar und passend und was scheinbar nicht passend ist.




11. Ariel: Nicht nur sauber, sondern rein!


Kennst du noch Klementine aus der Ariel-Werbung?

Die Marketing-Experten von Ariel leisten gute Arbeit!


Ariel hat in Indien 2015 eine preisgekrönte Kampagne "ShareTheLoad" gegen Mental Overload und für eine gerechtere Verteilung der Hausarbeit gestartet.

Das Ziel ist eine glücklichere Partnerschaft, in der die Partner sich nicht entfremden durch die anhaltende Unzufriedenheit sondern sich gegenseitig unterstützen und für mehr Nähe und Zugehörigkeit sorgen. Und natürlich Produktwerbung!


Es lohnt sich, den ein oder anderen kleinen und anrührenden Film anzuschauen - unbedingt Tempo-Taschentücher bereithalten! :-) Ein Beispiel: https://www.youtube.com/watch?v=tqC-n203KWg



13. Was rät die Künstliche Intelligenz?


Frage 1 an Chat GPT:  Formuliere einen einzigen Tipp, wie Paare den Mental Overload verhindern können?


Chat GPT: Wenn ich nur einen Tipp gegen mentale Überlastung geben könnte, würde ich empfehlen, regelmäßige Pausen und Zeiten für Selbstfürsorge in den Tagesablauf zu integrieren.


Frage 2 an Chat GPT: Wenn du nur einen Tipp geben könntest, wie man es schafft, in der Familie regelmäßig Pausen zu machen, welcher Tipp wäre das?


Chat GPT:  Besprechen Sie und planen Sie gemeinsam Pausenzeit für jeden Familienangehörigen, unterstützen Sie sich gegenseitig bei der Umsetzung dieser Pausen und achten Sie darauf, dass sie in den Familienkalender integriert werden.



14. Literatur und Links:


„Raus aus der Mental Load-Falle“ von Patricia Cammarata, Beltz-Verlag

„Elternratgeber Mental Load für Dummies“ von Anne Keck, Wiley-Verlag

„Workbook: Die Frau für‘s Leben ist nicht das Mädchen für alles!“

von Laura Fröhlich, Kösel-Verlag

Mental Load Test zur Aufgabenverteilung: https://equalcareday.de/mental-load/




Leidest du unter Mental Overload?

Hier kannst du den Test für 0 € machen! Lade dir einfach die PDF-Datei herunter und schau nach, wie stark aktuell deine mentale Belastung ist und was du tun kannst, um wieder mehr Klarheit und Entspannung zu erleben.




Wenn du gute Tipps und Ideen hast, um den häuslichen Mental Overload zu verringern, schreib mir gerne: mail@mutzursprache.com

Ich freue mich von dir zu lesen!







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